FAN-Sein im reiferen Alter
Heute kombinierte ich einmal wieder Kalorienverbrennen und Kniegelenk schonenden Sport und damit Nachrichtensehen und Fahrradfahren im Fitnessstudio. Dabei lernt man jede Menge, z. B. dass es professorable „Fanforscher“ gibt, die zu den jüngsten BVB-Tribünenhassparolen wissenschaftlich plausible Erklärungen beisteuern (s)wollen.
Was dieser noble, ältere Herr wohl dazu sagen würde, dass ich mich als akademisch verbildete Mitfünfzigerin ohne Schamröte als leidenschaftlicher „Fan“ oute?
Schade, dass es keine weibliche Variante gibt wie z. B. FANIN oder FANA. Ich bin seit Jahren begeisterter und gnadenlos treuer Fan des umwerfend charismatischen sizilianischen Cantautore Pippo Pollina. Er kombiniert mit konstant steigender Anerkennung in Deutschland seine einprägsame Lyrik mit südländischer Emotion, Rebellion und Romantik und verfügt dafür über eine ebenso erotische wie eruptive Stimme. Pippo ist rundum ein einzigartiger Musiker, der es zudem versteht, sich bei seinen Live-Konzerten auf Tourneen oder Alben-Einspielungen faszinierende Mitstreiter zur Unterstützung zu holen. Konstantin Wecker wusste das, und das Duo „Schmidbauer und Kälberer“ profitierte von und mit Pippo im „SÜDEN“-Album. Abende mit „Pippo“ sind kostbare Erlebnisse, die in Hirn und Herz bleiben. Klingt kitschig, ist aber FAKT. Ja, ich schwärme für diesen Sänger und Musiker – und habe dabei kein Problem! Damit bin ich bekennender FAN, trotz und gerade weil ich eigentlich schon zu alt für derlei kindisch anmutende Begeisterungsstürme sein sollte. Sagt eigentlich wer? Vermutlich nicht einmal der von NTV herangezogene „FAN-Forscher“ würde bestreiten, dass Fansein ein tolles Ventil für Langeweile ist, Herzklopfen entfacht, glücklich macht. Ich bin davon überzeugt, dass erst mal nichts dagegen spricht, fanatisch für jemanden oder für etwas entflammt zu sein, solange es keine „klinischen“ oder menschenverachtenden Züge annimmt. Es ist einfach fantastisch, sich auf anstehende Begegnungen mit dem FAN-Subjekt zu freuen, wenn’s sein muss auch Monate im Voraus. Wie schön, dass ich nur noch bis zum 7. März 2017 ausharren muss – denn dann ist PIPPO-Time in Gersthofen! Übrigens für die Jüngeren unter uns: Pippos Sohn FABER startet auch gerade als toller Sänger durch!